GS 01-05EPIDEMIOLOGIE VON ANOGENITAL-TUMOREN

02. Epidemiology and natural history
N. Buttmann-Schweiger 1, K. Kraywinkel 1.
1Robert Koch-Institut, Abteilung Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD), Berlin (Germany)

Background / Objectives

Als Beitrag zu einer umfassenden Begleitforschung zur Wirksamkeit der Primär- und Sekundärprävention HPV-attributabler Krebserkrankungen stellen wir bundesweite aktuelle Ergebnisse und zeitliche Trends aus den Daten der etablierten bevölkerungsbasierten Krebsregister in Deutschland vor.


Methods

Identifikation von Karzinomen des Anus, der Zervix und des äußeren Geschlechts (AGT) von Männern und Frauen mit Diagnosezeitpunkt 1999-2012 aus 10 der bevölkerungsbezogenen Krebsregister Deutschlands. Inzidenzraten wurden altersstandardisiert nach altem Europastandard; das relative 5-Jahres-Überleben basiert auf Grundlage der bundesdeutschen Periodensterbetafeln und ist nach der Ederer-II-Methode berechnet [1]. Die durchschnittliche jährliche Veränderung der altersstandardisierten Inzidenzraten über den 13-Jahres Zeitraum wurde mit Regressions-Modellen in Joinpoint berechnet.


Results

Im Jahr 2012 erkrankten 10.122 Frauen und 2.614 Männer an AGT. Das Alter bei Diagnose hat entscheidenden Einfluss auf die weitere Prognose der Erkrankung. Ein Viertel aller betroffenen Frauen und 12.1% der Männer war bei Diagnose unter 50 Jahre. An Gebärmutterhalskrebs erkrankten Frauen im Mittel bereits mit 53 Jahren. Etwa ein Drittel der Frauen verstarb in den ersten 5 Jahren nach Diagnose an Ihrem Krebsleiden (relatives 5JÜ: 67,5%). In Deutschland leben aktuell 32.534 Frauen, die innerhalb der letzten 10 Jahre mit Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert wurden. Frauen mit AGT (ohne Zervix) und Männer mit AGT erkrankten im Mittel mit 71 bzw. 69 Jahren; ihr relatives 5JÜ lag bei 66,3% bzw. 65,3%. Die Inzidenz- und Mortalitätsraten des Zervixkarzinoms bleiben seit 2004/2005 konstant. Hingegen steigt, ähnlich der Neuerkrankungsraten der Vulva- (+6,7%; 95%CI 5,6-7,9) und Analkarzinome der Frau (+3,4%; 95%CI 2,3-4,5), auch die Inzidenzrate der AGT bei Männern seit 1999 stetig um 2,1% (95%CI 1,6-2,7) pro Jahr. Auf Grundlage attributabler Anteile schätzen wir, dass jährlich etwa 6.000 der weiblichen Fälle und 760 der männlichen AGT-Fälle einer Infektion mit HPV zuzuschreiben sind.


Conclusion

Die Neuerkrankungs- und Sterberaten durch Gebärmutterhalskrebs sind seit Mitte der 2000er weitgehend stabil. Im Gegensatz hierzu haben die Karzinome der äußeren Genitale, die Scheiden- und Analkarzinome, im letzten Jahrzehnt jährlich zugenommen. Das Monitoring auf Grundlage von Krebsregisterdaten kann nur ein Baustein einer weiteren umfassenden Begleitforschung sein. Entsprechende Datenflusskonzepte zwischen den Krebsregistern und dem Screeningprogramm können zukünftig dazu beitragen, Ergebnisse von konsentierten Surrogatparametern und Endpunkten in Auswertungen zusammenzuführen und mögliche Effekte abzuschätzen.


References

1. Krebs in Deutschland 2011/2012. 10. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg). Berlin, 2015