Im Zuge des nationalen Krebsplans von 2008 und des Krebsfrüherkennungs- und Registergesetzes (KFRG, 2013) wurde die Neuentwicklung einer S3 Leitlinie zur Zervixkarzinomprävention gefordert.
Mitte 2012 wurden 21 wissenschaftliche Fachgesellschaften und Berufsverbände eingeladen, Mandatsträger für die S3 Leitlinie zu bestellen. Mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Krebshilfe und unter wissenschaftlicher Begleitung durch die AWMF und das Leitlinienprogramm Onkologie (OL) wurden in 16 Arbeitsgruppen evidenzbasierte Statements und Empfehlungen erarbeitet (Evidenzbewertung nach GRADE). Zwei unabhängige Institute (M. Arbyn, WIV-ISP, Belgium; J. Kleijnen, KSR, England) erstellten systematische Reviews für die Leitlinie.
Auch in der Leitlinien-Metaanalyse zeigte sich, dass ein HPV Screening besser vor invasiven Zervixkarzinomen schützt, als ein Zytologie basiertes Screening. Deshalb soll bei Frauen ab 30 Jahren ein organisiertes Screening bevorzugt mittels alleinigem HPV Test (validierte Testverfahren und Labore) mit einem Intervall von mindestens 3 Jahren oder alternativ mittels Zytologie alle 2 Jahre erfolgen. Eine Ko-Testung aus Zytologie und HPV-Test sollte nicht erfolgen. Bei Frauen zwischen 25 und 30 Jahren sollte ein Zytologie-basiertes organisiertes Screening durchgeführt werden. Für Frauen über 65 Jahren ist der Nutzen eines organisierten Screenings nicht belegt, unabhängig davon ob dieses HPV und/oder Zytologie basiert ist. Bei Frauen über 65 mit mehrfach negativen HPV Testergebnissen soll daher über eine Beendigung der Zervixkarzinomfrüherkennung gesprochen werden. Frauen, die nicht am Screening teilnehmen, sollte die Möglichkeit zum HPV-Selbstabstrich gegeben werden.
Mangels Evidenz sollen Biomarker im primären Screening nicht eingesetzt werden.
Bei einem positiven HPV-Screeningtest sollte eine weiterführende zytologische Abklärung erfolgen, alternativ kann eine Abklärung mittels p16/Ki-67-Testung erfolgen. Bei einem positiven HPV-16/18 Testergebnis im HPV-basierten Screening sollte eine kolposkopische Abklärung erfolgen. Nach positivem zytologischem Screeningbefund sollte eine Triage mittels HPV Test durchgeführt werden, alternativ auch eine p16/Ki-67-Testung.
Schlingen- und Laserexzision unter kolposkopischer Kontrolle sollen die Methoden der Wahl für die Behandlung der hochgradigen CIN sein. Bei CIN 1 und 2 soll abgewartet und die Patientin nach 6 Monaten wieder untersucht werden. In der Nachbetreuung nach Therapie einer CIN/ ACIS soll eine kombinierte Untersuchung mit HPV-Test und Zytologie durchgeführt werden.
Die S3 Leitlinie wurde im ersten Quartal 2016 nach einer vierwöchigen Online Konsultationsphase auf http://awmf.org publiziert.